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LIEGE - LEODIUM - LUYK - LÜTTICH

Les origines du nom de la ville de Liège

par Hermann GRÖHLER

Wo eine Erklärung des Namens möglich war, da solte sie auch gegeben werden. Lüttich, franz Liège, Flam. Luik 46 deuten auf einen germanischen PN Liudikko, Förtermann 1032, oder dans häufigere Leodo mit folgendem suffix, wie die ältesten formen Leudico und Leodio nahlegen.


Hermann. GRÖHLER, Zeitschrift für Romanische Philologie, 51, 1931, p. 379
http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k159016/f387.image

II. Germanische Personennamen.

In dem Maße wie die gallische Sprache ausstarb, waren auch die gall. PN. verschwunden und durch römische ersetzt worden. Nach der Unterwerfung Galliens durch die Barbaren mußten auch diese weichen und germanischen Namen Platz machen, während sich im übrigen die lateinische Sprache den Eroberern gegenüber durchsetzte und nur wenige Elemente ihres Idioms aufnahm. Wer sich über den starken Wandel unterrichten will, der in dieser Richtung eintrat, der vergleiche das Namenregister der Werke Gregors von Tours in den MGH., wo die lat. PN. noch stark vorherrschen, mit dem des dritten Bandes der Scriptores rer. Merov. derselben Ausgabe, in dem die germanischen Namen bei weitem überwiegen. Aber noch eine andere Tatsache muß hervorgehoben werden. Während in der gallo-romanischen Periode Ortsnamen entweder nach gallischer Art durch Komposition eines PN. und eines gallischen toponymen Begriffes - Augustodunum, Juliomagus - oder in lateinischer Weise mittels eines Suffixes - Brigiosum, Ruffiacum, Montanianus - gebildet und im letzteren Falle Ortsbegriffe wie locus, praedium, villa stets weggelassen wurden, treten jetzt auf einmal in der Hauptsache neue Nominalkompositionen auf, indem sich der germ. PN. besonders mit villa und curtis, dann auch mit mansus, mons, vallis, campus u. dgl. verbindet; die Auslassung des zweiten Elementes und bloße Verwendung des PN. begegnet seltener. Über vereinzelte Verbindungen germ. PN. mit dem gall. Suffix -acum habe ich mich im I. Bande S. 188 ausgesprochen.

Jeder germ. PN. ist ursprünglich aus zwei nominalen Bestandteilen gebildet: Ragan-bert, Sigi-brant. Allmählich stellte sich das Bedürfnis heraus, statt dieser meist umfangreichen Formen verkürzte zu gebrauchen, indem man sich auf eines der beiden Elemente, meist das erste, beschränkte und diesem die Endung -o anfügte, z. B. Gero für Gerard oder Gerwald oder Gerbod, Gerbert, Gerulf usw. Da diese Kurznamen nach Art der lat. Substantive auf -o flektiert wurden, so treten sie in den Zusammensetzungen mit den oben genannten topischen Begriffen meist mit der Endung -on auf, das gelegentlich auch zu -an, -en wird: Ymonville <Haimonis villa zum PN. Haimo; Attancourt < Hatonis cortis; Goussancourt < Gozonicurtis zu Gozzo. Bisweilen aber ist die Endung ganz geschwunden, so in Louvemont < Luponis mons, Millemont < Milonis mons, Froville < Frodonis villa, Foncqueviller < Fouconviller 1207.

Einer besonderen Erwähnung bedürfen endlich noch die Namen auf -ing, die ursprünglich patronymische Bedeutung hatten und eine Sippe bezeichneten, allmählich aber diesen Sinn verloren und reine Individualnamen wurden. Sie sind besonders häufig im Sprachgebiet der Burgunden, dann aber auch im Lothringischen, Pikar­dischen und Wallonischen. In den beiden letzteren Regionen fallen aber die Namen auf -ing hinsichtlich ihrer weiteren Entwickelung vielfach mit den Bildungen auf -hens zusammen, das, anfänglich ein selbständiges Substantiv, allmählich zur Bedeutung eines bloßen Suffixes herabsank. Das lautliche Ergebnis beider Elemente ist meistens -am, -in, -en, die Scheidung oft schwierig, selbst da, wo Mittelformen erhalten sind.

...

Leodicum ist von der Mitte des 9. Jhd. an die häufigste urkundliche Form für Liege, deutsch Lüttich; es schließt sich am besten an den PN. Liudiko an, den F 1032 zwar nur einmal nachweisen kann, dessen neueren Entsprechungen aber auf häufiges Vorkommen schließen lassen (Der Erklärung von Leodicum = publicum (sc. vicum) bei Grandgagnage, Mem. 132f., kann ich mich nicht anschließen.


Hermann. GRÖHLER, Ueber Ursprung und Bedeutung der französichen Ortsnamen, vol. II, p. 332-333

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